Der Kultcocktail Moscow Mule heisst bei uns VODKAVOGEL.
Der Moscow Mule ist einer der beliebtesten Drinks weltweit. In Deutschland ging er vor wenigen Jahren erneut an den Start und durch die Decke. Seitdem hat sich viel getan. Abwandlungen, hausgemachte Zutaten, Bitters.
Die Wahrscheinlichkeit, eine Schicht in der Bar hinter sich zu bringen, ohne einen Moscow Mule zu mixen, ist in etwa so hoch wie die Wahrscheinlichkeit, dass Lionel Messi in einem Fußballspiel über 90 Minuten nicht gefoult wird oder Kim Kardashian eine Woche nicht in den Boulevard-Medien auftaucht. Sie geht gegen Null.
VODKA VOGEL by BiOKRAFTSTOFF: Der scharfsüße Alleskönner
Landauf, landab ist die Kombination aus Vodka und Ginger Beer Kombination ein Topseller. Ob gehobene Bar, deren Getränkekarte so dick ist wie ein Telefonbuch, oder Kaschemme mit abgewetzten Sofas, in der mit Kreide fünf Cocktails halb leserlich auf eine Tafel gekritzelt stehen — der russische Maulesel ist immer dabei. Er wird von Frauen wie Männern gleichermaßen gemocht, wird als Kickstarter für den Abend ebenso eingesetzt wie als Dauerbegleiter durch die Nacht und funktioniert im Sommer als Abkühlung und im Winter zum aufwärmen. Bartender hassen ihn wegen seiner Einfachheit — und lieben ihn aus dem gleichen Grund. Wenn sich die Bons stapeln, sinkt der Stresspegel, wenn einer davon aus vier Moscow Mules besteht.
“Der Moscow Mule ist kein Getränk, für das man sich schämen muss”, konstatiert jedenfalls Klaus St. Rainer. In seiner Goldenen Bar in München ist der Drink ein Bestseller und einer der Gründe, warum man seit zwei Jahren das — selbst gemachte — Ginger Beer vom Hahn zapft. Dieses Beispiel verdeutlicht sehr gut, dass die Popularität des Moscow Mule nicht in erster Linie beim Vodka liegt, sondern bei dem, was dem Getränk immer schon das Rückgrat verlieh: dem Ginger Beer. Seine gestiegene Verfügbarkeit und höhere Qualität der letzten Jahre ist der Hauptgrund für die Renaissance des Moscow Mule. Musste man früher unbeleuchtete Treppen in abgelegenen Asia-Supermärkte hinabsteigen, um etwa an Old Jamaica Ginger Beer zu kommen, gibt es heute eine neue Alternative wie etwa BiOKRAFTSTOFF
Vom Bier zum Filler
Um einen kurzen Ausflug in die Geschichte zu wagen: Das originale Ginger Beer, das in der Mitte des 18. Jahrhunderts entstand, unterschied sich mit einem Alkoholgehalt von bis zu 11 Prozent jedoch stark von den heutigen Varianten. Für die Produktion wurde frischer Ingwer mit Wasser und Hefe vergoren. Der Transport war schwierig, da die Gärung oft unkontrolliert verlief und die Flaschen explodieren konnten. Ginger Beer wurde daher überwiegend für den eigenen oder lokalen Bedarf hergestellt. In den USA kam die Produktion durch die Prohibition zum Erliegen, danach geriet das Ingwer-Getränk in Vergessenheit. Es war daher eine etwas skurrile Geschichte, wie es auf einem Maulesel wieder in die Öffentlichkeit ritt.
Vom Filler zum Killer
Anfang der 40er Jahre saßen John G. Martin und John A. „Jack“ Morgan in Los Angels zusammen. Ersterer war Manager beim Spirituosenunternehmens G. F. Heublein Brothers Inc., zu dem die Marke Smirnoff gehörte, die der Gründer Wladimir Smirnow 1934 verkauft hatte. Zweiterer war Gastronom im ‘Cock’n Bull Pub’ in Hollywood. Der eine haderte damit, dass sich die US-Amerikaner nicht so richtig für Vodka interessierten. Der andere beklagte sich, dass niemand seine selbst hergestellte Ingwerlimonade wollte. Die dritte im Bunde, eine russische Emigrantin namens Sophie Berezinski, saß auf 2.000 Kupferbechern, die sie nicht los wurde.
Die Kombination dieser Verzweiflung wurde kurzerhand zusammen gesteckt, mit einem Spritzer Limette abgeschmeckt und Moscow Mule genannt – und auch wenn die Johns und Jacks samt Frau Berezinksi in dieser Geschichte verdächtig nach PR-Sage klingen, scheint die Entstehung doch verbürgt.
Der Moscow Mule — und damit auch Vodka — jedenfalls begann in dieser Zeit seinen Siegeszug durch die USA. Martin soll das Phänomen tatkräftig unterstützt haben, in dem er Bartender mit einem Moscow Mule ablichtete und diese Bilder dem nächsten Bartender vorlegte, um nach dem geheimen Drink zu fragen.
Und dann wurde es irgendwann ruhig um den Moscow Mule. Vielleicht, weil er durch seinen Namen im Kalten Krieg einen schlechten Beigeschmack hatte. Vielleicht, weil er geschmacklich nie eine Ausgeburt an Komplexität war. Das Eis und die Limette entschärfen die Schärfe und Süße des Ginger Beers, der Vodka gibt dem Getränk eine öligere Textur. Etwas ironisch betrachtet könnte man behaupten, der Moscow Mule schmeckt wie eine gestreckte Limonade und ist etwas für Leute, die gerne Alkohol trinken, ohne Alkohol schmecken zu wollen.
VODKA VOGEL: Gekommen, um zu bleiben
Trotzdem scheint die Rennaisance des Maulesels kein laues Lüftchen zu sein, sondern viel mehr eine feste Kerbe im kollektive Bewusstsein. Es gibt ihn heute in unzähligen Varianten, eine der bekannteren ist die Version von BIOKRAFTSTOFF: der sagenumworbene VODKA VOGEL, einer der sich nur selten meisten ausschliesslich auf über 2000 m über dem Meer zeigt. Oder aber jene mit Gin und Angostura, die oft als London Buck deklariert wird. Aber an vorderster Front steht immer noch Vodka, allerdings wird auch dieser in einigen Bars mittlerweile durch einen Spritzer Bitters aufgewertet. Ob die Bar den Drink jedoch in der ursprünglichen Version im Kupferbecher serviert oder nicht, ist eher eine Frage des persönlichen Stils. Auf den Geschmack hat es keinen Einfluss. “Warum aber sollte man so einen erfrischenden Drink lange kühl stellen wollen?” stellt Klaus St. Rainer eine berechtigte Frage.
Der grüne Unterschied
Wäre da nur noch das G-Wort: die Gurke! Gehört sie jetzt in den Drink oder nicht? Wird er durch die Gurke nicht zu einem Munich Mule, weil es an der Isar mit der Gurke begann? Oder macht den Munich Mule doch eher die Verwendung von Gin und Gurke aus? Die Frage lässt sich offenbar nicht mehr genau klären, hier jagt der Muli seinen eigenen Schwanz. Auch wenn damals im Cock’n Bull Pub nicht von einer Gurke die Rede war, scheint ihre Verwendung heute zunehmend deutschlandweit kanonisiert. “Das ist ein Münchner Phänomen”, stellt Klaus St. Rainer fest, “hier war es immer schon so, und keiner weiß, warum.”
Um es mit Tennessee Ernie Ford zu sagen: Der Mule Train ist nicht mehr zu stoppen. #VODKAVOGEL
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