Dein Garten, Dein Heiler – Der Biophilia-Effekt in der Natur
Die Natur, der Wald, Gärten, alles Grüne tu uns gut, das spüren wir intuitiv. Doch was bisher mehr ein Gefühl war, belegt jetzt die Wissenschaft. Sie erforscht das heilende Band zwischen Mensch und Natur, das einen viel stärkeren Effekt auf uns hat, als wir bisher dachten. So kommunizieren Pflanzen mit unserem Immunsystem, ohne dass es uns bewusst wird, und stärken dabei unsere Widerstandskräfte. Bäume sondern unsichtbare Substanzen ab, die gegen Krebs wirken. Der Anblick unterschiedlicher Landschaften trägt zur Heilung unterschiedlicher Krankheiten bei, und wenn ein Spaziergang im Grünen die Stimmung aufhellt, hat das auch einen Grund. Clemens G. Arvay zeigt diesen Biophilia-Effekt nicht nur, er sagt auch, wie wir ihn mit Übungen besonders gut für uns nützen können. Im Wald, oder auch im eigenen Garten.
Da können wir nur empfehlen, dass Sie sich gleich heute einen angenehmen Winterspaziergang genehmigen.
Manchmal sind die guten Dinge so nah. Heute haben wir für Sie ein echtes Lese-Schmankerl. Der Biophilia-Effekt – Heilung aus dem Wald.
“Selten habe ich beim Lesen so viel gestaunt, gelernt und Freude empfunden wie bei diesem wundervollen Buch.”
(Dr. Ruediger Dahlke, Arzt und Autor)
Der Garten tut uns Menschen gut. Das wissen alle Gärtnerinnen und Gärtner intuitiv. Doch wie weit das gesundheitsfördernde Potenzial des Gartens geht, belegt jetzt die Wissenschaft. Die Recherchen zu meinem neuen Buch “Der Biophilia-Effekt — Heilung aus dem Wald” haben meinen Zugang zu meinem Garten noch weiter vertieft. Dies ist ein Plädoyer für die Gestaltung von Gärten nach dem Vorbild des Waldes, der wilden Natur, exklusiv verfasst für Das Wilde Gartenblog.
Der Wald als Vorbild für heilende Gärten
Dank der modernen Forschung wissen wir, dass der Wald ein Ort der regen Kommunikation ist. Bäume, Sträucher und andere Pflanzen tauschen Information untereinander aus, zum Beispiel über Schädlinge, die im Anmarsch sind. Die Pflanzen, die diese Botschaften empfangen, aktivieren dann ihr Immunsystem. Sie warnen sich gegenseitig und kommunizieren sogar mit Nützlingen, um diese gegen Angreifer zur Hilfe zu rufen. Dazu benutzen sie “Pflanzenvokabeln”, das sind chemische Moleküle aus der Gruppe der Terpene. Waldluft ist voll damit.
Aus der Neuro-Immunologie wissen wir, dass auch unser Immunsystem ein kommunikationsfähiges Sinnessystem darstellt. Es ist wie eine organische Antenne, welche die Pflanzenfunksprüche im Wald auffängt. Unser Immunsystem reagiert darauf sogar auf ähnliche Weise wie die Pflanzen selbst. Kommen wir mit den gasförmigen Terpenen in Kontakt, steigen nachweislich die Anzahl und die Aktivität der natürlichen Killerzellen. Das sind Immunzellen, die Viren aus dem Körper entfernen sowie potenzielle Krebszellen töten. Auch Tumore werden von den Killerzellen bekämpft. Schon ein ausgedehnter Waldspaziergang vermehrt die Killerzellen um etwa 50 Prozent und macht sie aktiver. Zwei Tage in einem Wald führen sogar zu einer fast 70-prozentigen Steigerung. Das haben Waldmediziner einer medizinischen Universität in Tokyo herausgefunden. In Japan ist die Waldmedizin bereits durch das staatliche Gesundheitswesen anerkannt.
Auch die drei wichtigsten Anti-Krebs-Proteine, mit denen unser Immunsystem Krebszellen vergiftet, werden durch Waldluft gestärkt. Aber das ist noch nicht alles: Die Terpene in der Waldluft führen dazu, dass die Nebennierenrinde mehr von dem Herzschutzhormon DHEA produziert, das uns vor der koronaren Herzkrankheit und vor Gefäßverkalkung schützt. Bei Diabetes-Patienten ist sogar eine Senkung des Blutzuckerspiegels nachweisbar, um ein paar Beispiele aus der Waldmedizin zu nennen.
Grund genug, habe ich mir gedacht, meinen Garten zu einer Art “Wald vor der Haustüre” zu machen.
Heilende Gärten sind wilde Gärten
Nein, der ständig kurz gehaltene, von Kräutern befreite und sterile Rasen mit dem Mähroboter ist es nicht, der den heilsamen Biophilia-Effekt des Waldes in den Garten bringt. Wer die medizinischen und psychologischen Aspekte der Natur zuhause kultivieren will, braucht Mut zur Wildheit und ist gut beraten, sich an den Wäldern ein Beispiel zu nehmen. Bäume von unterschiedlicher Höhe braucht ein heilender Waldgarten ebenso wie Sträucher und eine Krautschicht. Beerenpflanzen stehen nicht in Reih und Glied, sondern wachsen – wie im Wald – zwischen den Bäumen und ranken an ihnen empor. Himbeeren und Brombeeren, Cranberries und Blaubeeren, kommen ohne weiteres sogar im Schatten unter den Bäumen klar und enthalten eine Vielzahl an Inhaltsstoffen, die antioxidativ wirken und somit vor Krebs schützen.
Dass wir antikanzerogene Pflanzenstoffe auch einatmen können – in Form der Terpene aus der Pflanzenkommunikation – ist eine Erkenntnis der modernen Waldmedizin. Bäume geben besonders viel davon ab und Nadelbäume wie Zeder, Kiefer, Fichte und Tanne haben dabei die Nase vorn. Wer wenig Platz hat, pflanzt einfach Zwergsorten. Auch Obstbäume gibt es als platzsparende Säulenbäume, die in jeden Vorgarten passen. Ein Mini-Waldgarten ist besser als keiner.
Legen Sie eigene, sonnige Bereiche für die Gemüse- und Kräuterbeete an – und für sich selbst, denn Sonnenlicht tut uns psychisch gut, indem es die Ausschüttung des Glückshormons Serotonin fördert. Auf der körperlichen Ebene fördert es die Bildung von Vitamin D. Dass Waldgärten nie so dicht sein werden wie ein “echter” Wald, kommt unseren archaischen Gehirnanteilen zugute.
Wilde Gärten schützen vor Burnout
Lichte Baumbestände lassen das Reptiliengehirn und das limbische System, unsere unbewussten Alarmsysteme, auf Entspannen schalten. Flucht- und Kampf-Impulse werden herunter gefahren. Das senkt, wie Forscher messen konnten, die Stresshormone im Blut und hilft Burnout-Patienten ebenso wie Menschen mit ADHS, innere Unruhe abzubauen. Der Parasympathikus, das ist der Nerv der Ruhe, wird aktiviert und Panikattacken treten in lichten Baumbeständen weniger häufig auf als in der Stadt.
Der Waldgarten – ein lichter Baumbestand – ist der ideale erweiterte Lebensraum für den Menschen.
Abstand von der Gesellschaft – Mitten im Garten
Die international einflussreichen Umweltpsychologen Rachel und Steven Kaplan haben belegt, dass wir in naturnahen, wilden Gärten viel besser Abstand von Problemen gewinnen können als in sterilen Gärten. Sie nennen diese Dienstleistung der Natur “Being-away” – also “Weg-sein”: Abstand von der belastenden Arbeit, von sozialen Störfaktoren – ein Waldgarten bietet uns Rückzug, ohne dass wir dazu weit gehen müssten.
Alleine schon der Gartenblick hilft. In den 1980er-Jahren gelang der erste Beweis für den Biophilia-Effekt. Roger Ulrich, ein schwedischer Professor für Medizinwissenschaft, veröffentliche in SCIENCE den unbestrittenen Nachweis, dass alleine der Ausblick durch ein Krankenhausfenster auf Bäume dazu führt, dass Patienten nach Operationen eine schnellere Wundheilung erfuhren, signifikant weniger Schmerzmittel benötigten und auch schwächere, und dass sogar die postoperativen Komplikationen geringer waren als bei der Vergleichsgruppe, die nur auf eine Hausmauer blicken konnte. Also pflanzen Sie Bäume vor Ihrem Fenster – in ihrem Waldgarten.
Mehr über den Biophilia-Effekt
Das waren ein paar Beispiele, wie wilde Gärten und die Natur uns vor Krankheit schützen und Heilung fördern. Falls Sie, um mehr darüber zu erfahren, mein neues Buch “Der Biophilia-Effekt — Heilung aus dem Wald” lesen, wünsche ich Ihnen, dass Sie dabei so viel staunen wie ich selbst beim Recherchieren und Schreiben. Seit diesem Buch gehe ich mit anderen Augen durch meinen wilden Garten.
Clemens G. Arvay, Biologe und Sachbuchautor
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