GESUND DURCH SCHLAF!
Elf Tage. So lange hielt es der Engländer Tony Wright ohne Sch laf aus.
Hellwach elf Tage lang. Das sind unvorstellbare 264 Stunden! Der gelernte Gärtner schaffte sogar 266 Stunden. Seit mehr als zehn Jahren ist der Rekord ungebrochen „Probieren Sie das bitte auf keinen Fall aus: Was für ein haarsträubender Unsinn‘, ärgert sich der Wiener Hormonexperte Jo- hannes Huber über derlei Versuche. ,,Wir können Mutter Natur nicht überlisten. Lebewesen brauchen Schlaf, so will es die Evolution. Das war immer so und wird auch immer so sein.“
ZU WENIG SCHLAF MACHT ANFÄLLIG FÜR DEMENZ & CO.
Aus Erfahrung wissen wir, wie wichtig Schlaf ist. Schlaf ist die beste Medizin, sagt schon ein altes Sprichwort. Die meisten von uns brauchen zwischen 6 und 8 Std.
SORGEN & STRESS VERSTOPFEN UNSERE KANÄLE.
Ist es über längere Zeit weniger, reagieren wir mit nachlassender Konzentration und verminderter Leistungsfähigkeit, auch werden wir merklich gereizter, launischerund sind anfälliger für Infekte. ,,Die Blutgefäße verkalken, Demenz und Alzheimer sind Folgen anhal- tenden Schlafmangels. Die Liste ließe sich noch sehr lange fortset- zen“, betont Professor Johannes Huber.
Schlaf ist somit unverzichtbar und ilberlebensnotwendig. Wenn wir schlafen, erholt sich unser Or- ganismus und tankt Kraft. Damit verbunden sind eine Reihe teils sehr komplexer Vorgänge, die noch nicht vollends erforscht und Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen sind, beispiels- weise das „glymphatische System“. Tatsächlich hat uns die Evolution mit einem Reinigungs- bzw. Entsorgungssystem im Zentralnervensystem (Gehirn und Rückenmark) beschenkt, wo Abfallstoffe abgebaut werden. Dieses System sorgt dafür, dass sich die Gehirnzellen im Schlaf, also wenn Ruhe von der Außenwelt herrscht, ein wenig zusammenziehen und zwischen den Zellen Freiräume entstehen, die wir uns wie winzige Autobahnen vorstellen können. Autobahnen, auf denen noch win- zigere Müllwägen all jene Abfälle abtransportieren, die während eines langen Tages in unserem Gehirn so anfallen, beispielsweise in Form von Sorgen, Stress oder diversen Ängsten, aber auch in
Form von Wut, Ärger und Haas.
DAS GLYMPHATISCHE SYSTEM ENTSORGT DEN MÜLL IM HIRN.
Das glympbatische System sammelt also negative Eindrücke und reinigt wie eine effizient organisierte Müllabfuhr, ganz von selbst, Nacht für Nacht. Wenn man so will, übernimmt unser Ge- hirn damit Aufgaben eines’erfahrenen Therapeuten und hilft beim Lösen von Problemen. ,,Wir müssen nur schlafen, idealerweise vor Mitternacht. Wichtig sind die Traumphasen zu Beginn des Schlafs, und natürlich müssen wir auch lange genug schlafen“, erklärt Arzt Huber, der seinen Patienten rät, nach Möglichkeit gegen 22 Uhr zu Bett zu gehen. Bei Österreichs früherem Fi- nanzminister Hannes Androsch, 82, wirkt das wahre Wunder. ,,Ich lege mich abends gegen zehn nieder und schlafe zehn Stunden. Auch gönne ich mir zusätzlich Nachmittagsschläfchen, Ich spüre, wie klar mich das im Kopf macht, ich fühle mich viel agiler und merke mir Dinge viel besser!“
IM SCHLAF VERFESTIGT SICH GELERNTES
Die Erkenntnisse aus der Erforschung des glymphatischen Systems sollen nun dafür genutzt werden, erste Medikamente zu entwickeln, mit denen die „Reinigungskraft“ des Gehirns verstärkt wird. Dadurch könnten Krankheiten wie Alzheimer so lange hinausgezögert werden, dass die Betroffene sie gar nicht mehr erleben müssen eine Revolution! Für die Entdeckung dieser medizinischen Frohbotschaft zeichnet die dänische Forscherin Maiken Nedergaard
verantwortlich, der damit der verdiente internationale Durchbruch gelungen ist. Die Aktivität des Gehirns kann übrigens mit vielen verschiedenen Verfahren untersucht werden.
Eine gängige Variante ist die Elektroenzephalogramme (EEG), mit der sich Schwankungen über die gesamte Schädeldecke messen lassen.
Unserem Gehirn kommt im Schlaf in mehrfacher Hinsicht besondere Bedeutung zu, neben dem Reinigungsprozess findet auch eine Art Lernprozess statt. Wenn wir schlafen lassen wir die Aussenwelt hinter uns. Unser Gehirn ist dann nicht mehr von äusseren Eindrücken gestört und hat endlich Zeit, sich mit sich selbst zu beschäftigen, erklärt der Universitätsprofessor Thomas Klausberger, Leiter des Zentrums für Hirnforschung an der MedUni Wien.
,,Im Schlaf werden wichtige Dinge trainiert. Dinge, die man erlernt hat, verfestigen sich. Für unser Langzeitgedächtnis ist ausreichend Schlaf sehr wichtig, man wird klarer, merkt sich Dinge besser und länger.“ Fazit: Schlaf ist wichtig, damit rnan sich merkt was man gelernt bat. Durch Schlafen werden wir also schlauer‘ bewusster und wissender.
MANCHE HIRNREGIONEN SIND IM RUHEZUSTAND AKTIVER ALS IM WACHEN
Schon vor zwanzi Jahren haben Forscher herausgefunden, dass manche Gehirnregionen im Ruhezustand aktiver sind als im wachen, konzentrierten Zustand. Die Rede ist hier vom sogenannten Default Mode Network einer Art Ruhezustandnetzwerk. Dieses Netzwerk ist in Ruhephasen aktiv, zum Beispiel beim passiven Anschauen von Bildern, beim Tagträumen oder bei geschlossenen Augen, wenn wir unsere Gedanken schweifen lassen.
Auf diese Weise verarbeitet das Gehirn Informationen über uns selbst und unsere Umwelt, Gedanken, werden geordnet und finden ihren Platz, eine Art Entspannungsprogramm läuft ab, das zu mehr Ordnung und sogar zur Lösung von Problemen führt. Dieser entspannende Prozess wird beendet wenn wir uns bewusst der nächsten Aufgabe stellen, zB Zeitung lesen oder ein Telefonat führen. Ohne Schlaf- und Ruhephasen geht es also nicht. Doch was nutzt dieses Wissen wenn vor allem das Durchschlafen oft so schwerfällt und Stress im Alltag oft kaum Raum für Tagträumereien lässt? Hier können wir Sie beruhigen. Den perfekten Schlaf oder Ruhezustand gibt es nicht, auch wenn wir es noch so gerne hätten. Rund 28 mal wacht der Mensch nachts auf und vergisst es wieder, wenn die Wachphase kürzer als drei Minuten ist.
DAS „DEFAULT MODE NETWORK“ LÖST PROBLEME IM HINTERGRUND.
Machen Sie sich also keinen Druck, und versuchen Sie, beim Einschlafen schönen Bildern und Gedanken nachzugehen. Selbst wenn Sie nicht gleich im Träumeland versinken, ist ihrem Gehirn damit geholfen, und das Entspannungsprogramm kann beginnen.
Lassen Sie los. Wie heisst es doch im Psalm 127: Den Seinen gibts der Herr im Schlaf.
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