Aus: Armin Krenz (Hg.): Handbuch für ErzieherInnen in Krippe, Kindergarten, Vorschule und Hort. Neuausgabe. München: mvg-verlag, 40. Lieferung 2001
Margarete Blank-Mathieu
Informationsgesellschaft, Multimedia – diese Begriffe tauchen auch in der scheinbar noch „heilen“ Welt des Kindergartens und der anderen Kindertageseinrichtungen immer häufiger auf. Inzwischen besitzen die ersten Kindergärten einen eigenen Computer – und nicht nur für die ErzieherInnen. Bedeutet das, dass der Kindergarten seinem ursprünglichen Auftrag nicht mehr gerecht wird, dass Waldkindergärten und spielzeugfreie Kindertageseinrichtungen sich gerade gegen diesen Trend zur Wehr setzen, oder spiegelt es einfach die Pluralität der Gesellschaft wieder, in der Kinder heute aufwachsen?
Unsere Welt – eine Welt der Medien
Ob wir die Zeitung aufschlagen oder uns in den Wohn- und Arbeitszimmern der Familien umsehen, die Welt der Medien nimmt ständig zu. Da gibt es täglich Angebote über „intelligente“ Waschmaschinen, über computergesteuerte Telefonanlagen; die Technik ist aus keinem Haushalt mehr wegzudenken. Wenn die Kinder mit zur Bank zum Geldabheben gehen, so erleben sie, dass dies dort eine Maschine macht, wenn das Auto am Sonntag aufgetankt werden soll, so schiebt die Mutter ihre Scheckkarte in ein Gerät, um die Bezahlung vorzunehmen. Und immer häufiger werden bargeldlose Einkäufe getätigt. Computer sind aus dem Alltag der Familien nicht mehr wegzudenken, in welcher Form sie auch immer auftauchen.
Medien transportieren ein Bild von Wirklichkeit
Oft ist uns selbst nicht mehr klar, in welcher Wirklichkeit wir eigentlich leben. Ist es die Wirklichkeit unserer Wohnumgebung, sind es unsere Kontakte zu den Menschen innerhalb und außerhalb der Familie, ist es die uns umgebende Natur? Oder leben wir nicht auch in einer Welt, die uns von den Medien vermittelt wird? Was erfahren wir über Menschen in anderen Teilen der Welt, was bringen die Nachrichten für Informationen und Bilder direkt in unsere Häuser? Wie kommentieren die Zeitungen und Zeitschriften die Begebenheiten und Ereignisse innerhalb unserer unmittelbaren Umgebung und des Weltgeschehens?
Durch die Bilder, die uns im Fernsehen übertragen werden, haben wir den Eindruck von Wirklichkeit und meinen, alles, was uns gezeigt wird, wäre bereits die Wirklichkeit. Dem ist bei weitem nicht so. Wir erleben nur Ausschnitte, und diese wiederum werden unter gewissen Gesichtspunkten ausgewählt. Alles, was wir sehen und hören, ist bereits vorgefiltert. Oft geht es dabei um politische Absichten oder einen bestimmte Absicht des berichtenden Journalisten, manchmal sind es pure Zufälle, die für die Bildauswahl und damit für die Berichterstattung verantwortlich sind.
Das Bild von Wirklichkeit, das uns und unseren Kindern im Fernsehen dargeboten wird, ist stets nur ein Ausschnitt und kann nicht umfassend über die Lebensbedingungen und das Lebensgefühl anderer Menschen informieren. So meinen wir, Bescheid zu wissen, und sehen doch nur eine durch Medien konstruierte Wirklichkeit.
Die meisten Menschen denken darüber gar nicht nach. Kinder nehmen die Bilder auf, die ihnen dargeboten werden und verinnerlichen diese, als sei dies die ganze Wirklichkeit. Durch eine vielfältige Nutzung von unterschiedlichen Möglichkeiten könnten wir diese Konstruktionen erweitern, mit Bildbänden und Geschichten die Informationen lebendiger machen, mit eigenen Erfahrungen die Lebensgewohnheiten anderer am eigenen Leib verspüren lernen.
Eine einseitige Nutzung eines Mediums, nämlich vornehmlich des Mediums Fernsehen, lässt viele Aspekte aus oder betont nur den gewünschten Aspekt. Dass in totalitären Staaten ganze Völker durch Fehlinformationen oder bestimmte ausgewählte Bilder ein Weltbild erhalten, das bewusst wesentliche Informationen vorenthält und somit Rassenhass und Nationalismus schürt, ist nur eine Auswirkung unserer Mediengesellschaft.
Mit der Erfindung des Buchdruckes konnten Menschen in eine bestimmte Richtung beeinflusst werden, mit Hilfe der Bildmedien gelingt dies noch viel überzeugender. Alles, was uns dargeboten wird, sollten wir mit kritischen Augen sehen lernen und unseren Kindern zu Informationen verhelfen, die über die Medieninformationen hinaus gehen.
Medien werden von allen Kindern im Vorschulalter benützt
Kinder, auch die Allerkleinsten, können von diesen Medieninformationen nicht abgeschirmt werden. Sie nützen immer selbstverständlicher die sie umgebenden technischen Geräte.
In meiner Kindheit war das Telefonieren ein (teueres) Abenteuer; heute können bereits Kleinkinder, kaum, dass sie die Sprache beherrschen, einen Telefonapparat selbständig bedienen. Genauso selbstverständlich schalten sie den Fernsehapparat ein, wenn ihnen langweilig ist, oder legen eine Videokassette ein. Die „elektronische“ Großmutter ist für viele Familien eher zu erreichen als die wirkliche Großmutter, die dann meist auch noch berufstätig ist und wenig Zeit hat, um Geschichten zu erzählen oder mit dem Kind auf Entdeckungsreise in den Wald zu gehen.
Jede zweite Familie hat inzwischen einen Computer, für Kinder gibt es Lernsoftware und Spiele, die bereits im Kindergartenalter gerne benutzt werden. Dazu kommen der Gameboy und andere kleinere elektronische Spiele. Diese können dann auf der Fahrt in den Urlaub oder draußen im Freien benützt werden. Der Kassettenrecorder spielt bei kleinen Kindern ebenfalls eine große Rolle, da er ihnen Geschichten erzählt und sie dabei ihren eigenen Phantasien nachhängen können.
Ein ganzer Wirtschaftszweig beschäftigt sich mit Kindermedien, und diese werden immer vielfältiger und für immer jüngere Kinder konzipiert. So kann man davon ausgehen, dass Kinder bereits beim Eintritt in den Kindergarten vielfältige Medien kennen gelernt haben und den Umgang mit diesen beherrschen.
Medien strukturieren den Alltag von Kindern
Kinderalltag ist heute strukturierter Alltag. Begegnungen ergeben sich nicht mehr zufällig, sie werden geplant, Erlebnisse finden nach vorangegangenen Überlegungen und Auswahlkriterien statt. Kinder leben nicht mehr unmittelbar, sie „werden“ gelebt. So strukturieren die Medien den Alltag von Kindern zusätzlich. Wenn am Nachmittag die Kindersendung kommt, die so „geil“ ist, müssen auch die Kleinsten schon vom Spielen weggeholt werden, um die Sendung ja nicht zu versäumen. Gemeinsam mit den gerade anwesenden Spielkameraden wird die Sendung dann angeschaut und kommentiert.
Im Spielzeuggeschäft stehen vor allem Jungen am Gameboy, während die Eltern sich im Geschäft umsehen oder in einer anderen Abteilung des Kaufhauses einkaufen. Kinder halten überall nach Medien Ausschau und sind fasziniert von allem, was sich auf den Bildschirmen bewegt und bunt ist. Sie wachsen in einer Welt von Bildern auf und suchen immer neue, aufregendere Bilderwelten.
Die Wochenplanung geht nach dem Programmangebot im Fernsehen. Mittwochs kann man nachmittags nicht mit zur Oma gehen, da kommt doch die bekannte Fernsehfigur in der Kindersendung. Und am Freitag gibt es einen schönen Film über Bären, das hat mir mein Opa erzählt. Am Dienstag zeigt mir mein Freund das neue Gameboyspiel, und am Donnerstag ist der Zwergen-Nachmittag im Kindergarten, den ich nicht versäumen will. Wenn dann die Mutter noch berufstätig ist und ein Arzttermin zu verabreden ist, so sollten alle anderen „wichtigen“ Medienereignisse mit berücksichtigt werden.
Je älter die Kinder sind, desto mehr strukturieren sie ihren Alltag mit Medienereignissen. Aber auch die Vorschulkinder werden davon beeinflusst. Und wenn es ihnen an einem verregnetem Sonntag langweilig ist, so können sie ja Videos ansehen.
Medien dienen dazu, dem Alltag Höhepunkte zu geben, wenn dieser langweilig ist, sich zurückziehen zu können, wenn man alleine sein will, Freunde zu erleben, wenn es sie im wirklichen Leben nicht oder nur vereinzelt gibt, sich von Erwachsenen abzugrenzen und in eine Kinderwelt abtauchen zu können, wenn der Alltag von Erwachsenen zu sehr beeinflusst wird. So wird die Anwesenheit von Medien von Kindern durchaus nicht negativ gesehen, sondern hat durchaus wichtige Funktionen im Lebensalltag.
Medien beeinflussen die Kommunikation von Kindern
Bevor Kinder heute Lesen lernen, haben sie schon eine Karriere als Fernsehnutzer hinter sich. Sie haben bereits ein Repertoire an Stoffen und Genres und sind geübt in der Dechiffrierung von Bildverfremdungen und Verzerrungen durch die Perspektive. Die schnellen Schnitte haben ihre Wahrnehmung beschleunigt. Opulente Farbe- und Bild-Toninszenierungen haben sie anspruchsvoll gemacht. Sie sind gewöhnt an eine Kumulierung der Reize von allen Sinnen und an einen schnellen Wechsel von Emotion und Aktion. Ihr reiches Repertoire ermöglicht ihnen vielfältige Querverbindungen zu anderen Medien und Geschichten.
Diese Kinder haben einen gemeinsamen Erfahrungshorizont. So unterhalten sie sich auch über das Gehörte und Gesehene; ihr Spielverhalten und ihre Kommunikation werden durch diese Erfahrungen beeinflusst und bilden den Hintergrund für Gemeinsamkeiten. Es bilden sich Gruppen, die bestimmte Fernsehsendungen bevorzugen. Kinder, die Erfahrungen mit dem Computer zu Hause haben, unterhalten sich über diesen und tauschen Kenntnisse darüber aus.
Das Sprachverhalten und die Sprachkompetenzen unterscheiden sich bei Kindern mit unterschiedlicher Mediennutzung. So greifen Kinder heute häufig zu Sachbüchern, die an Vorerfahrungen bei Wissensspielen anknüpfen, andere suchen in Comicheften die Erfahrung der Fernsehcomics zu beleben, und wiederum andere suchen phantasievolle Bilderbücher, die von Zwergen und Prinzessinnen erzählen.
Der Austausch über die Lieblingsthemen der Kinder beeinflusst die Auswahl von Freunden und Freundinnen und die gemeinsamen Spiele.
Medien beeinflussen das Spielverhalten von Kindern
Kinder müssen das Gesehene und Erlebte verarbeiten, und das tun sie in der Regel in Spielform. So werden Rollenspiele gewählt, die sich an die gesehenen Fernsehserien anlehnen. Dabei sucht sich jedes Kind jeweils die Rolle aus, die es gerne übernehmen möchte und die der eigenen Person am ehesten entspricht. Streit gibt es dabei häufig, weil natürlich die Hauptfigur von den meisten Kindern gespielt werden möchte. Wer sieht sich nicht gerne als mächtig und durchsetzungsfähig oder als einer, der Gerechtigkeit in die Welt bringt und die Bösen bestraft?
Diese Spiele gehen nicht unbedingt ruhig vor sich. Es müssen Räume vorhanden sein, die geeignet sind, die künstlichen Fernsehwelten nachzubilden. Kinder statten ihre Spielräume mit Phantasie und einigen wesentlichen Assecoirs aus, die nötig sind, um das Gesehene nachzuspielen.
Medien wirken sich bis in tägliche (Konsum-)Artikel aus
Man braucht sich nur in den Spielzeuggeschäften oder Warenhäusern ein wenig umzusehen und merkt rasch, welche Mediengestalten gerade „in“ sind. Da gibt es Poster mit den beliebten Medienstars, Kindergartentaschen, Aufdrucke auf Kleidungsstücken, ja sogar Tassen und Teller mit dem Aufdruck von beliebten Figuren der Kindersendungen. Inzwischen werben diese auch zusätzlich für Schokoriegel und andere Lebensmittel.
So kann man feststellen, dass Medienfiguren den Kindern so häufig begegnen wie lebendige Menschen. Dass sie dabei auch eine Beziehung zu den Kindern aufbauen und so etwas wie Freundschaft oder Vorbilderfunktion einnehmen, lässt sich nicht bestreiten. Ist es ein Wunder, wenn Kinder „ihre“ geliebten Fernsehfiguren auch mit sich herumtragen möchten, sei es als Aufdruck auf einem Anorak oder auf dem Schüleretui? Und wenn Alf den Schokoriegel als unverzichtbar erklärt, so muss man natürlich auch darauf bestehen, nur diesen und keinen anderen zu kaufen.
Kinder werden von der Werbung durchaus als Konsumenten ernst genommen. Sie können ihre Eltern beeinflussen, Dinge zu erwerben, die den Kindern wichtig sind, von denen sie durch Film und Fernsehen erfahren haben. Aber auch die Kinder gegenseitig ermuntern sich zum Kauf solcher mit Werbung für bestimmte Serien verbundenen Artikel. Wenn die Freundin eine Tasche mit dem Aufdruck des Fernsehstars besitzt, möchte man wenigstens auf dem T-Shirt einen solchen haben.
Ob Kinder nun die Fernsehserien selbst sehen, das Video kennen oder die Kassette besitzen, spielt dann keine Rolle mehr. Wenn sie Konsumartikel mit dem Aufdruck des jeweiligen Fernsehstars besitzen, so gehören sie zur Fangemeinde dazu und werden in der Kindergruppe als zugehörig anerkannt.
Medien in Kindertageseinrichtungen
Für Kinder gehören die Medien, die Medienangebote und die Medienerlebnisse zur unmittelbaren Erlebniswelt. Kinder leben heute nicht mehr mit oder ohne Medien sinnvoll oder nicht sinnvoll, sondern sie leben, wie man das vor allem an dem vorherigen Kapitel sehen konnte, „in“ Medienwelten. Medienerlebnisse werden Teil der eigenen Identität. Kinder organisieren ihren Alltag über Medienangebote, ihre Gespräche drehen sich um solche, ihre Zeichnungen und Rollenspiele handeln davon.
Welche Medien sind im Kindergarten vertreten?
Der Kindergarten selbst ist eine anscheinend weithin medienfreie Zone. Wenn man davon absieht, dass dort selbstverständlich Bilderbücher angeschaut werden und dass es auch in irgendeinem Nebenraum einen Kassettenrecorder gibt, den die Kinder hin und wieder nutzen dürfen, so bleiben vor allem die modernen Medien außerhalb des Kindergartens. Das finden Erzieherinnen auch gut so, da sie häufig der Meinung sind, die Kinder würden schon viel zu viel mit Medienangeboten überhäuft und sollten sich im Kindergarten kreativ betätigen können und ein Gegenangebot zu den täglichen Medienangeboten erhalten.
Man muss jedoch genau hinsehen, wenn man den Begriff von Medien definieren will. Ist ein Buch ein Medium, das Kindern etwas zeigt, das im Alltag des Kindergartens nicht vorkommt, das vielleicht auch über die Alltagserfahrungen hinausführt? Können Bücher ähnlich dem Fernsehen Werte vermitteln, Spannung erzeugen, Wissen weitergeben?
Die Auswahl der Bilderbücher wird demnach genauso wichtig wie die Auswahl der Fernsehfilme, die man Kindern anbietet oder deren „Gebrauch“ man zulässt. Wer trifft die Bilderbuchauswahl und unter welchen Gesichtspunkten? Werden die darin vermittelten Wertvorstellungen oder die dort enthaltenen überkommenen Rollenklischees nicht häufig den schönen Bildern gegenüber vernachlässigt? Ein kritischer Umgang mit den vorhandenen Büchern ist von Zeit zu Zeit angesagt. Oft wäre auch eine Einführung in die Thematik der Bilderbücher in der Kindergruppe sinnvoll, wie das bei dem Erwerb eines neuen Bilderbuches ja auch häufig geschieht.
Aber die vorhandenen Bilderbücher spielen häufig nur die Rolle der „Stillbeschäftigung“, die die Erzieherin entlasten soll. Dass auch sie nicht unwesentlich dazu beitragen, Werte zu transportieren, Vor-Urteile weiterzugeben und Kinder zu beeinflussen in ihrem Selbstwertgefühl und sie auf dem Weg zur eigenen Identität zu begleiten, wird häufig nicht in seinem ganzen Ausmaß erkannt.
Und der Kassettenrecorder, der von den Kindern zeitweise benutzt werden darf, um in einer kleinen Gruppe die Lieblingskassette von zu Hause anzuhören? Kennt die Erzieherin die Kassette, hört sie zu, kann sie die Thematik auf der Kassette aufgreifen? Wenn man sich einmal die Mühe machte, die Kindergruppe beim Abhören einer Kassette zu beobachten, ihre Kommentare auszuwerten, was würde man dabei nicht alles über die einzelnen Kinder erfahren können!
Eine Einbeziehung der im Kindergarten vorhandenen Medien in die tägliche Arbeit ist also viel zu selten der Fall.
Welche Medien beeinflussen den Alltag in Kindertageseinrichtungen?
Wie schon bemerkt, haben Kinder in Kindergärten und anderen Kindertageseinrichtungen Zugang zu den Medien Buch und Kassetten. Diese werden jedoch weitgehend für die Freispielphase genützt und dienen der Stillbeschäftigung von Kindern.
Was aber ist von den durch Medien beeinflussten Rollenspielen zu halten? Wenn die Kinder lautstark und raumergreifend Power-Rangers spielen und dabei Kinder umrempeln und Tische beiseiteschieben, so wird das für die Erzieherinnen häufig zum Problemfall. Verbote helfen nicht, und so nehmen Erzieherinnen die Unruhe der Gruppe (meistens aus Jungen bestehend, da die Mädchen anderes, auch eher ruhige Fernsehserien nachspielen) mehr oder weniger gelassen in Kauf.
Zur Medienkompetenz der Kinder gehört es, die Fülle der Fernseherlebnisse wie alle anderen Medienerfahrungen spielerisch verarbeiten zu können. Kinder tun dies kontinuierlich, und es ist für sie ein Problem, wenn Erzieherinnen solche Spiele offen oder versteckt missbilligen oder gar verbieten. Oft geschieht eine Nicht-Achtung auch durch ein Nicht-Beachten, was den Kindern pädagogisch wieder nicht gerecht wird.
In letzter Zeit kommen auch Erfahrungen am PC hinzu, die die Kinder spielerisch verarbeiten. Ebenso wie die Fernsehgeschichten gehen diese Erfahrungen in Rollenspiele ein oder werden den anderen Kindern durch Erzählungen mitgeteilt.
Manche Kinder werden durch die Embleme aus Film- und Fernsehen zu lebenden Reklameschildern. Sie signalisieren dadurch anderen Kindern, dass sie für bestimmte Serien eine Vorliebe haben. Gleichgesinnte Kinder treffen sich im Kindergarten in einer Interessensgruppe wieder, um sich über das Gesehene auszutauschen und dies in Form von Rollenspielen, aber auch Kinderzeichnungen, zu verarbeiten.
Da Jungen weniger malen, können sie ihre Medienerfahrungen oft nicht anders „loswerden“ als in Rollenspielen. Zeichnungen und Bastelarbeiten dienen aber dazu, die gemachten Erfahrungen ebenfalls „handgreiflich“ bearbeiten zu können.
Mädchen werden Erfahrungen eher in Kinderzeichnungen und ruhigen Rollenspielen verarbeiten, Jungen dagegen müssen diese lautstark und/oder mit Konstruktionsspielzeug gebauten Raketen, Pistolen, Werkzeugen ausspielen.
Die geschlechtsbezogenen Unterschiede erkennen Erzieherinnen oft nicht und meinen, die Jungen könnten ihre Erfahrungen doch auf dieselbe Weise wie die Mädchen ins Spiel bringen. Am liebsten hätten sie es, wenn die Kinder eher die Themen des Kindergartens aufgreifen würden, als ihre Medienerfahrungen dort auszuspielen. Die Kindertageseinrichtung ist somit nicht der medienfreie Raum, den Erzieherinnen sich wünschen.
Wie kommt die Medienwelt in die Kindertageseinrichtungen?
Die Medienwelt kommt in der Regel durch die Kinder in die Tageseinrichtungen. Selten genug bringen Erzieherinnen oder Eltern Impulse durch oder mit (neuen) Medien in den Alltag ein und postulieren dadurch neue Vorgehensweisen oder einen anderen Umgang mit diesen. Und die mediengeübten Kinder sind den Erwachsenen teilweise in ihrem Repertoire bezüglich der Mediensprache voraus. Sie können die Sprache der Bilder dechiffrieren und haben keine Probleme, sich der Bildverfremdungen und der schnellen Schnitte anzupassen. Und die immer opulenteren Bild-Toninszenierungen haben sie anspruchsvoll gemacht. Sie sind eher auf Bilder als auf Worte orientiert, zumal sie auch die Bedeutung der Worte noch nicht kennen. So ist auch das Einwandern von filmischen Mitteln in das Bilderbuch nicht zufällig. Viele Bilderbücher erinnern bereits an die Oberfläche einer CD-Rom.
Die Kinder stellen somit an die ihnen im Kindergarten angebotenen Bilderbücher eine andere Anforderung. Warum manche Bilderbücher nicht genutzt werden und andere, die pädagogisch nicht so wichtig zu sein scheinen, von den Kindern gerne angesehen werden, könnte auch damit zusammenhängen. Zudem verbinden die Kinder gerne Hören und Sehen, wollen also alles, was sie sehen können, auch mit Klangerlebnissen in Verbindung bringen. Dass sich dies als Chance im Kindergarten nutzen lässt, davon später.
Wie erleben Erzieherinnen den Mediengebrauch von Kindern?
Erzieherinnen tun sich oft mit der Hereinnahme neuer Medien in den Kindergarten schwer. Sie sehen in den Medienspielen der Kinder keine eigenständigen, kreativen Inhalte, sondern nur Nachahmung. Die Medienspiele der Kinder stören die Kreativität anderer Kinder und sind teilweise von Aggressionen anderen Kindern gegenüber begleitet.
Ein Kind, das häufig über Medienerlebnisse berichtet, muss aber nicht zwangsläufig besonders häufig fernsehen, ein anderes, das scheinbar uninteressiert an solchen Spielen ist, muss nicht unbedingt in einem medienfreien Raum aufwachsen.
Allerdings kommt es häufig vor, dass Kinder bereits vor dem Kindergarten ihre erste „Fernsehportion“ bekommen und die anschließenden kindlichen Äußerungen als aggressiv, laut und störend wahrgenommen werden. Der Ärger über die Eltern der Kinder, die solches zulassen, machen Erzieherinnen nicht gerade neuen Medien gegenüber aufgeschlossen und verhindern manch klärendes Gespräch.
So versuchen Erzieherinnen zu verhindern, dass Kinder Medienfiguren in die Einrichtung mitbringen oder Fernseherlebnisse nachspielen. Andere meinen, dadurch, dass sie das Interesse der Kinder an den Medienereignissen ignorieren, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, was wichtig und unwichtig ist. Viele Erzieherinnen versichern, dass sie anstelle der Medienerlebnisse der Kinder „lebendige, kreative Erfahrungen“ setzen möchten. Dass die Kindertageseinrichtung aber ein Ort sein sollte, in dem alle Erfahrungen begleitet und verarbeitet werden können, wird viel zu wenig bedacht.
Und diese Verarbeitung geschieht bei Kindern ja vorwiegend durch das Spiel. Wenn Kinder ihre Erfahrungen im Kindergarten „ausspielen“ können, so spricht das eher für die Einrichtung als gegen sie. Das Annehmen aller kindlichen Erfahrungen in ihrer Lebenswelt müsste den Erzieherinnen wichtig sein.
Wo greifen Erzieherinnen die Medienerfahrungen der Kinder auf?
Die meisten Erzieherinnen sind nicht in der Lage, die Medienerfahrungen der Kinder aufzugreifen, da sie ihnen selbst unbekannt sind. Welche Erzieherin macht sich die Mühe, die von den Kindern nachgespielten Kinderserien einmal persönlich anzusehen und sich ein neutrales Bild von dieser Medienwelt zu machen? Sie geht meist ja schon mit einem Vorurteil an diese Serien heran. Selbst die Alltagsmedien Zeitung und Fernsehnachrichten werden von vielen Erzieherinnen nicht in den Kindergartenalltag integriert. Dabei sind dies wichtige Ereignisse, die den Alltag von Familien und die Lebenswelt zu beeinflussen vermögen.
Als ich einmal im Kindergarten anlässlich einer Untersuchung erzählt habe, dass in den nächsten Tagen ein Komet am Himmel erscheint, so wusste nur ein Kind davon Bescheid. Im Kindergarten war dies kein Thema. In einem anderen Kindergarten wurde überlegt, ob man bei der Demonstration gegen das geplante Asphaltwerk mitmachen solle. Es gibt also auch positive Beispiele. Dass sich viele Erzieherinnen als unpolitisch bezeichnen und selbst kein Interesse an politischen oder gesellschaftlichen Ereignissen haben (Lokalpolitik oft inbegriffen), wirkt sich auf die Arbeit aus.
Illustrierte und Zeitungen erscheinen höchstens als Bastelmaterialien. Dabei wären diese niederschwelligen Medien doch besonders geeignet, um Kinder in ihre „Medien“-Welt einzuführen und zu begleiten.
Die meisten Kinder kennen einen Kassettenrecorder und können diesen bedienen. Welche Erzieherin nutzt diese Erfahrung, um im Kindergarten Aufnahmen mit diesem Medium zu machen?
Und wo gibt es einen Fernseher oder eine Videokamera, die für kreative Medienarbeiten zur Verfügung stünde – ganz abgesehen von einem PC, der auch von den Kindern genutzt werden darf?
Zusammenfassung
Erzieherinnen, die sich mit Bildungsprozessen im Kindergarten befassen, grenzen dabei die modernen Medien immer noch aus. Dabei verhindern sie, dass Kinder ihre Medienerlebnisse kreativ verarbeiten, neue Erfahrungen machen können und Bildungsprozesse in Gang gesetzt werden, die Kinder auf ihr Leben in einer Welt vorbereiten, in der Medien überall gegenwärtig sind und mit denen man sich täglich auseinanderzusetzen hat.
Sowohl in der Ausbildung als auch in Fortbildungsveranstaltungen werden kreative Möglichkeiten der Mediennutzung immer noch zu selten angesprochen. Erzieherinnen selbst tun sich häufig schwer, darin pädagogisch sinnvolle Bildungsmöglichkeiten zu sehen. Jede Erzieherin sollte somit überlegen, wo sie Ansätze erkennen kann, dass neue Medien nicht mehr verteufelt, sondern als zusätzliche Möglichkeit im Kindergarten Einzug finden können.
Neuer Umgang mit Medien in Kindertageseinrichtungen
Kinder, die inzwischen inmitten einer Medienwelt leben, können diese Erfahrungen nicht an der Kindergartentüre abgeben. Wie man jedoch Medienerfahrungen sinnvoll nützen kann, welche Bedürfnisse Kinder mit den neuen Medien verbinden, welche zusätzlichen Medienerfahrungen Kindern als Grundlage einer Bildung, die in einer Medienumwelt stattfindet, vermittelt werden müssen, dies alles gilt es zu bedenken.
Computernutzung in Kindertageseinrichtungen
Das wohl derzeit umstrittenste Medium ist der Computer. Der Gebrauch eines solchen als eine Art Schreibmaschine für die Erzieherinnen wird wohl zunehmend anerkannt, jedoch ist er in den Augen der meisten Erzieherinnen im Gruppenraum unerwünscht.
Während Erzieherinnen sich in der Ausbildung und Praxis noch viele Gedanken über die Nutzung verschiedener Medien machen, entwickelt die Kinder mit Hilfe der Computerlogik ihr Verständnis für Zusammenhänge und Symbole. Sie können sich in der Softwarewelt problemlos bewegen, wissen, wie man Figuren „zum Leben erweckt“, und sind begeistert über die Möglichkeiten, die ihnen der Computer bietet.
Kinder sehen, anders als viele kritische Erzieherinnen, den Computer als ein Medium neben anderen. Für sie hat sowohl der Malkasten als auch das Malprogramm auf dem Computer seine Berechtigung, und mit jedem kann man anderes anfangen und zu anderen Ergebnissen gelangen. Wenn ein Kind kreativ mit Hammer und Nägeln umzugehen versteht, kann es dennoch sein, dass es sein Lernbedürfnis auch mit Hilfe einer CD-Rom zufriedenstellen möchte.
Der Computer bietet weitaus mehr kreative Möglichkeiten als der Fernseher. Und er versetzt Kinder in die Lage, ohne Hilfe Erwachsener lernen zu können und eigene Erfahrungen zu machen. Dabei entwickelt sich eine neue Form der Kommunikation unter Kindern, die durchaus hohe Qualität besitzt. Kinder vermitteln dort anderen Kindern ihre Erfahrungen und versuchen, gemeinsam neue Wege zu finden. Dass sie dabei mit ausgewählten Kinderprogrammen auch Bildungsprozesse durchlaufen, ist ein Nebeneffekt. Mit keinem anderen Medium lassen sich spielerisch so viele Lernprozesse in Gang setzen als mit dem PC.
Dass die CD-Rom dabei nicht nur über Illustration, Bild und Text verfügt, sondern durch Musik, Geräusche, Animation, Filmsequenzen und Clips zusätzliche Erfahrungen ermöglicht, macht den Gebrauch der Software so spannend. Aber es läuft nichts ohne das eigene Zutun. Man muss am Computer tätig werden, kann nicht nur konsumieren. Selbst wenn die eigenen Handlungsmöglichkeiten eingeschränkt sind, so sind es doch die jeweiligen Kinder, die die Handlung vorantreiben und das Ergebnis beeinflussen können. Auch die positive Bestärkung wird vom Computer geleistet, ohne dass man darauf angewiesen ist, dass jemand eine Belohnung verspricht oder die Leistung anerkennt.
Die richtige Auswahl der Software muss von den Erwachsenen getroffen werden bzw. sie müssen entscheiden, welche Software auf ihrem Kindergartencomputer zum Einsatz kommt. So sind Erzieherinnen nach wie vor angehalten, sich nicht nur passiv damit zu begnügen, einen entsprechenden Computer zur Verfügung zu stellen, sondern sich zunächst selbst mit den Möglichkeiten und der Auswahl der Software zu befassen. Es sollte selbstverständlich sein, dass die Erzieherinnen die Software zunächst selbst testen, bevor sie im Kindergarten zum Einsatz kommt.
Bei Landesbildstellen läßt sich Software ausleihen, bevor man sich zum Kauf eigener Software entscheiden muss. Dort gibt es auch Hilfestellung für unterschiedliche Bedürfnisse. Auch in Bibliotheken finden Erzieherinnen sowohl Bücher über neue Medien als auch entsprechende Software. Dennoch ist auf dem schier unübersichtlichen Markt nicht gerade leicht, kindgerechte Software zu finden. Deshalb zunächst einige Kriterien, die für gute Software sprechen:
Verpackung:
- Die Verpackung soll ansprechend, jedoch nicht zu groß sein.
- Die CD-Rom muss in einer festen Hülle vor Beschädigung geschützt sein.
- Die CD-Rom soll gut aufzubewahren sein.
- Eine Anleitung für das Nachlesen des Programms sollte beigelegt sein, um Eltern und Pädagogen die Möglichkeit zu geben, verschiedene Impulse zu setzen, wenn Kinder mit der Software nicht alleine zurechtkommen.
Kinderleichte Installation:
- Das Programm sollte sich von selbst öffnen, sobald die CD-Rom ins Laufwerk geschoben wird.
Bedienung:
- Das Programm muss Symbole aufweisen, die eindeutig sind und von den Kindern verstanden werden. Wenn es durch Worte zusätzlich unterstützt wird, ist das von Vorteil. Dem gesprochenen Wort soll gegenüber dem geschriebenen der Vorzug gegeben werden.
- Für richtige und falsche Bedienung müssen eindeutige Signale gegeben werden.
- Das Hinein- und Herausfinden aus dem Programm muss ohne Probleme jederzeit möglich sein.
- Die Spielsequenzen sollen kurz und eindeutig erkennbar sein. Auch bei einer kurzen Verweildauer muss ein Erfolg sichtbar sein.
Das Programm:
- Originalität und überzeugende Konzeption des Programms sind zu beachten.
- Sinnvolle Videosequenzen, Bilder und Animationen.
- Ästhetik der Illustration: Zeichnungen sollten geschmackvoll, farblich harmonisch, originell sein.
- Figuren und Charaktere sollten nachahmenswert, klar und gegeneinander abgegrenzt sein (z.B. gute und böse Figuren).
- Die Sprecherstimmen sollten im Einklang mit den Figuren sein.
- Keine Gleichförmigkeit beim Anklicken von Icons.
- Geräusche sind phantasievoll und sinnig eingesetzt.
- Wie geschieht das Feedback? Mißerfolg und Erfolg werden klar erkennbar, eine Weiterführung ist möglich.
- Ist das Programm für das entsprechende Alter adäquat?
- Ist eine Erklärung jederzeit abrufbar?
- Kann das Programm auch dort wieder begonnen werden, wo man am Vortag aufgehört hat?
Preis/Leistung:
- Stehen der Preis und die Leistung in einem angemessenen Verhältnis?
- Gibt es weiterführende Software, weitere Folgen?
Selbst wenn alles abgeklärt ist, die Erzieherinnen sich sicher sind, einen Computereinsatz in ihrer Einrichtung zu wagen, so sollten sie dies auch im Elternabend einbringen. Sie müssen sich auch darüber im Klaren sein, dass Kinder zwar mit dem Computer aufwachsen und die Bedienung auch erlernen sollten, aber dass der Computer nur ein Medium von vielen ist, die einen Einsatz im Kindergarten rechtfertigen.
Die Ungleichheit von Medienerfahrungen könnte bereits im Kindergarten ausgeglichen werden: Kinder unterschiedlicher Elternhäuser würden gleichermaßen auf pädagogische Weise mit diesem Medium konfrontiert. Jungen und Mädchen könnten eigene Erfahrungen machen und Kompetenzen erwerben, die sie für die Mediengesellschaft von morgen benötigen.
Nutzung von anderen Medien
Eine Computernutzung ersetzt keine anderen Spielmöglichkeiten. Es ist weiterhin wichtig, dass Kinder auf Bäume klettern, mit Stiften malen, Rollenspiele inszenieren und sich verkleiden. Das Gespräch miteinander und die Kommunikation im Stuhlkreis dürfen darüber nicht zu kurz kommen.
Wenn man den Alltag in unseren Kindergärten jedoch näher betrachtet, so entdeckt man viel Leerlauf, viel Langeweile vor allem bei älteren Kindern. Gerade dort, wo Kinder eine neue Herausforderung brauchen, wo sie sich selbstbestimmt mit neuen Möglichkeiten auseinandersetzen wollen, kann der Gebrauch unterschiedlicher Medien eine sinnvolle Unterstützung der pädagogischen Arbeit bedeuten.
Welche Medien stehen außer dem Computer heute noch zur Verfügung? Zunächst Printmedien, dies sind Bilderbücher und Zeitschriften. Printmedien bieten den Vorteil, dass sich Kinder jederzeit mit ihnen alleine beschäftigen können. Sie können sich mit ihnen in eine Ecke zurückziehen, ihrer Phantasie Spielraum geben und sich in die Welt der Geschichte oder eines Erlebnisses hineinversetzen. Auch kommunikative Elemente sind dabei inbegriffen, wenn sie dies gemeinsam mit einem anderen Kind tun.
Wenn sich eine Erzieherin mit einem Kind in der „Bilderbuchecke“ mit einem vom Kind selbst ausgesuchten Bilderbuch beschäftigt, so erfährt sie dabei viel über die Gedanken und die Eigenart dieses Kindes – eine Möglichkeit, die noch viel zu selten genützt wird.
Aber auch Sachbücher sollten mehr eingesetzt werden. Kinder benötigen viele Informationen in unserer Informationsgesellschaft. Man kann nicht früh genug damit beginnen, ihnen Grundinformationen zukommen zu lassen.
Und dabei ist das Medium Tageszeitung nicht zu vernachlässigen. Kinder leben in einer Welt, die von politischen und gesellschaftlichen Ereignissen bestimmt wird. Dass sie auch darüber reden können, was ihnen wichtig ist, sowie gesellschaftliche und politische Interessen entwickeln, hängt auch mit der Vermittlung des Tagesgeschehens ab. Inzwischen gibt es Kindernachrichtensendungen, die die Tagesnachrichten kindgemäß aufbereiten. Dies kann sowohl mit der örtlichen Tageszeitung durch die Erzieherinnen geleistet werden als auch mit einem Fernseher, der überörtliche Nachrichten für Kinder erfahrbar macht.
Kinder sind nicht unpolitisch; sie müssen nur an die Geschehnisse in ihrer Umwelt herangeführt werden. Dies kann auch dadurch geschehen, dass man sich mit einer ausgewählten Kindergruppe, z.B. den Vorschulkindern, einmal eine Sendung im Fernsehen ansieht und dann über das Gesehene und Gehörte spricht. Das gemeinsame Ansehen einer Kindersendung wäre auch eine Möglichkeit, den Kindern ein Forum zu bieten, über ihre Gedanken und Gefühle, die sich dabei entwickeln, zu sprechen oder die Kinder einfach dabei zu beobachten. Kinder sind keine unreflektierten Wesen, wenn sie auch noch nicht in der Lage sind, alles abzuwägen, was zu einem Gesamturteil führt. Welche Aspekte für Kinder wichtig sind und was sie am meisten an den Sendungen reizt oder zu Fragen führt, das wäre für die pädagogische Arbeit wichtig. Kinder, die gemeinsam lernen, über das, was sie sehen und hören, nachzudenken, werden kritischer und selbstbewußter an alle Fernsehsendungen herangehen.
Aber auch andere Medien eignen sich vorzüglich, um sie im Kindergarten zusätzlich zu den vorhandenen Spielmöglichkeiten (oder auch mal anstatt dieser – z.B. als gesondertes Projekt) einzusetzen. Der Kassettenrecorder, der sonst in einer Ecke des Kindergartens herumsteht, kann dazu benützt werden, gemeinsam Kinderkassetten zu hören, die Geschichten in Form von Rollenspielen weiterzuspielen, sie als Bilderbuch zu gestalten und vieles mehr. Eine Hörspielgeschichte selbst aufzunehmen, das wäre eine kreative Form der Nutzung eines Kassettenrecorders.
Auch ein Fotoapparat ist leicht zu bekommen. Kinder zu fotografieren, bestimmte Ereignisse festzuhalten, dies wird vielfach gemacht. Aber wie wäre es, wenn Kinder einmal selbst die Bildausschnitte bestimmen könnten, sich um die Aspekte Gedanken machen würden, die beim Fotografieren nötig sind? Ist dies wirklich nur mit zusätzlichem Personal zu schaffen oder kann man nicht mit einzelnen Kindern in der Freispielzeit solche Dinge angehen?
Dasselbe gilt für die Videokamera. Kinder können lernen, damit umzugehen; es ist sogar leichter als der Umgang mit dem Fotoapparat, weil der Kameraschwenk erlaubt, alles, was man sieht, auch festzuhalten. Und wenn die Kamera auf einem Stativ befestigt wird, so ist die Bedienung durch die Kinder für die meisten kein Problem.
Alle Medien eignen sich für den Gebrauch im Kindergarten und können als Bereicherung zu den vorhandenen Möglichkeiten hinzugezogen werden. Die Mediengesellschaft, in der Kinder heute aufwachsen, erlaubt es nicht, einen medienfreien Raum als Alltagsraum zur Verfügung zu stellen. Kinder benötigen zu Bildungsprozessen, die Erzieherinnen anstoßen müssen, auch die Einführung in die Medienwelt. Dies kann nicht erzwungen werden und sollte die bewährten Methoden und Spielmöglichkeiten nicht ersetzten, muss aber als Ergänzung, vielleicht auch nur zeitweise, in die Arbeit einbezogen werden.
Medienprojekte in Kindertageseinrichtungen
Fotos und Dias
Unsere heutige Kultur ist bildbestimmt. Kinder erleben Bilder vom Anbeginn ihres Lebens und interpretieren diese bereits als Baby. Zunächst unterscheiden sie nicht zwischen bewegten und unbewegten Bildern. Vor allem die unbewegten Bilder (Reklameschilder und Hinweistafeln) werden häufig gar nicht als solche erkannt. So muss das richtige Hinsehen genauso gelernt werden wie das Sprechen. Bilder können reizen, informieren, fordern, Gefühle wecken, aber auch überreizen, falsche Werte vermitteln, negative Gefühle und Gedanken postulieren und Angst machen. Im Kindergarten können Kinder lernen, dass Bilder Spaß machen, dass sie interessante Zusammenstellungen ermöglichen, dass man mit Bildern spielen kann.
Das Bauen einer Lochkamera wäre für kundige Erzieherinnen eine Möglichkeit, das Funktionieren einer Kamera den Kindern zu erläutern und dabei erste Bilder zu bekommen. Aber unsere Kinder sind von den perfekten Fotos verwöhnt. So ist es besser, sie mit einer „richtigen“ Kamera, es muss dies durchaus keine Spiegelreflexkamera oder gar eine digitale Kamera sein, selbst Bilder „schießen“ zu lassen.
Memoryspiel:
Wir überlegen gemeinsam, welche Bilder wir aufnehmen möchten, um daraus ein Memoryspiel zu gestalten. Bilder von Tieren oder Pflanzen eignen sich dafür, auch Gegenstände aus dem täglichen Leben. Welche Hintergründe müssen wir wählen, welche Bilder gelingen am besten? Aus mehreren Filmen suchen wir dann heraus, welche Bilder für das Memoryspiel geeignet sind. Wir lassen jeweils zwei gleiche Bilder entwickeln, kleben diese auf Pappe auf und kleben eine Klarsichtfolie darüber. Schon ist unser Memoryspiel fertig. Wenn wir nun alles in einem mit Fotos beklebten und mit Folie überzogenen Karton aufbewahren, so haben wir eine bleibende Erinnerung an dieses Projekt.
Puzzlespiel:
Ein besonders gelungenes Foto wird mit einem Farbdrucker entsprechend vergrößert. Man klebt es auf Karton und schneidet daraus Puzzleteile.
Fotosuchrally:
Wir machen mit den Kindern auf einem Spaziergang Fotos. Nach einem halben Jahr versuchen wir, die Bilder dem Gesehenen zuzuordnen. Wie hat sich der Baum inzwischen verändert, wie weit ist das Haus, das damals gebaut wurde, fertiggestellt, was hat sich nicht verändert? Eine Erfahrung, wie sich die Umgebung der Kinder ständig ändert! Wenn wir möchten, können wir auch Bilder dabei einbeziehen, die zu der Zeit gemacht wurden, als die Großeltern noch Kinder waren.
Bildergeschichten:
Wir suchen Bilder, die die Kinder im Laufe einiger Zeit fotografiert hatten, heraus und erzählen uns dazu Geschichten. Dann wechseln wir die Reihenfolge der Fotos und versuchen, daraus eine andere Geschichte zu machen. Mit Dias ist dies noch schöner, da sich Kinder im abgedunkelten Raum besser auf ihre Phantasie konzentrieren können. Diese Bildergeschichten können wir auch als Bilderbuch gestalten.
Hör-Cassetten, CD’s und Kassettenrecorder
Ihren ersten Kassettenrecorder erhalten Kinder heute bereits im Alter von drei Jahren oder jünger. Heute hält der CD-Player zunehmend Einzug in die Kinderzimmer. Kriterien, nach denen man geeignete Kinderkassetten oder CD’s aussucht, sollen hier nicht aufgeführt werden (hierzu siehe: Näger, Sylvia: Kreative Medienerziehung im Kindergarten, Freiburg: Herder 1992, S. 67-69). Wir werden in der Regel keine Kassetten für den Kindergarten anschaffen, sondern uns auf wenige Kassetten beschränken, die wir zeitweise für das Gespräch mit Kindern einsetzen wollen. Diese kann man sich in den Stadtbibliotheken nach bestimmten Themenschwerpunkten ausleihen oder für ein Gespräch in der Kindergruppe nützen, wenn Kinder solche Kassetten mitbringen. Liedkassetten können zum Lernen von Liedern oder zur Begleitung von Bewegungsspielen eingesetzt werden. In der Regel gelten für sie dieselben Kriterien wie für die Texte der Bilderbücher oder den Gebrauch von Sprache in den CD-Roms. Vielfach gibt es inzwischen Bücher, die auch mit einer CD ausgestattet sind. Diese sollen es z.B. erleichtern, die Lieder zu lernen oder die Geschichte auch „vorgelesen“ zu bekommen.
Kassettenrecorder eignen sich jedoch vorzüglich, um eigene Geschichten zu produzieren. Das Besprechen einer Kassette macht Kindern nicht nur ungeheueren Spaß, da sie sich selbst als die Agierenden erleben können, sondern es können auch Geräusche mit einbezogen werden, die die Geschichte unterstreichen. Wie wird „Regen“ gemacht, wie kann man das Plätschern eines Baches oder das Rauschen des Windes „machen“? Das Ausprobieren verschiedener Geräusche und das Abhören von der Kassette sind ein spannendes Spiel. Wer errät, welche Geräusche wie entstanden sind?
Geräuscheraten:
Eine Gruppe Kinder kreiert Geräusche im Nebenraum und nimmt diese auf Kassette auf. Im Stuhlkreis müssen die anderen Kinder dann erraten, wie diese entstanden sein können und was sie an dieses Geräusch erinnert.
Tiermärchen:
Tiergeräusche nachzuahmen macht den meisten Kindern viel Freude. Wer kann welches Tier am besten nachahmen? Der darf dann die Rolle dieses Tieres übernehmen. Die anderen Kinder machen die Geräusche von Wind und Regen, vom Rascheln der Blätter oder vom Knacken der Nüsse nach. Zusammen denken wir uns eine Geschichte aus, die wir dann auf eine Kassette überspielen. Dabei ist von den Kindern eine ungeheuere Disziplin notwendig. Ob man das auf Anhieb schafft, ist nicht wichtig. Der Spaß, den die Kinder dabei haben, muss überwiegen. Eventuell kann dieses Tiermärchen auf dem Kindergartenbasar als Eigenproduktion vervielfältigt und verkauft werden.
Tagesnachrichten aus dem Kindergarten:
Am Ende eines Kindergartentages werden alle Ereignisse des heutigen Tages auf Kassette festgehalten. Jedes Kind darf von seinen Erlebnissen berichten, was ihm heute besonders gut gefallen hat oder was es ärgerte. Am nächsten Tag kann man diese Nachrichten noch einmal abhören, um eine Veränderung festzustellen. Man kann dies aber auch für die Vorbereitung einer Teambesprechung über eine Woche hindurch täglich tun, um sich über einzelne Kinder und deren Bedürfnisse klar zu werden. Alles, was die Kinder gesagt haben, darf aber nicht kritisiert werden. Wie sich die eigene Stimme anhört, was man sich sagen traut, wie man es formulieren kann, dies ist für die Kinder eine wichtige Erfahrung.
Kinderinterview:
Wie wäre es, einen Kinderstreit einmal nicht im Stuhlkreis zu besprechen, sondern ein Kind zum Reporter zu machen, der die Kinder nach dem Grund ihres Streites befragt? Dies sollte ein älteres Kind sein, das seine Fragen gut formulieren kann. Anregungen zu Interviews kommen dann eventuell von den Kindern selbst und werden im Freispiel aufgegriffen. Auch ein Interview einer Mutter oder eines Vaters, der Erzieherin oder einer anderen Person (Putzfrau, Nachbar, Handwerker) ist denkbar. Kinder lernen dabei, genau hinzuhören, was andere zu sagen haben, und deren Gedanken und Gefühle ernst zu nehmen.
Geräusche aus der Trickkiste:
Für Hörspielproduktionen oder zur Untermalung von Liedern und Gedichten, die wir mit Kindern aufnehmen, benötigen wir einige Standardgeräusche. Wie diese zustandekommen, soll hier kurz erwähnt werden. Dazu benötigt man ein Mikrophon zum Aufnehmen der Geräusche.
Regen: Wir rollen 15-20 trockene Erbsen in einem großen Drahtsieb hin und her. Je nach Geschwindigkeit können wir den Regen zu- oder abnehmen lassen. Sand auf schräg gehaltenes Sandpapier ergiebt weniger prasselnde Geräusche.
Donner: Ein großes, dünnes Blech wird kräftig geschüttelt. Dabei halten wir es nur mit den Fingern an zwei Ecken fest.
Wind: Ein Stück Stoff (am besten Seide) über eine hölzerne Tischkante ziehen.
Bootsfahrt: Wir füllen eine große Plastikschüssel mit Wasser. Wenn wir mit der Hand in der Schüssel plätschern, ergibt dies Wellengeräusche. Ein Holzbrett rhythmisch wie ein Paddel ins Wasser eingetaucht und gut abgetropft erzeugt die Illusion einer Bootsfahrt.
Tuten eines Dampfers: eine mit Wasser halb gefüllte Bierflasche klingt, wenn wir sie an die Unterlippe setzen und behutsam hineinblasen, wie das Tuten eines Dampfers.
Pferdegetrappel: Zwei halbe Kokosnussschalen am Rand aufeinanderschlagen.
Laubrascheln: Alte ausgediente Cassettenbänder können die Illusion erwecken, dass ein Spaziergänger durch einen Laubwald geht, wenn wir mit ihnen rascheln.
Feuer: Wenn wir nahe am Mikrophon ein Stück Cellophan zerknüllen, klingt das wie ein Feuer.
Meeresrauschen: Wenn man mit einer kleine Bürste in kreisenden Bewegungen über ein Blech streicht, so hört sich das wie Meeresrauschen an.
Hallende Stimmen: Wir stellen dazu das Mikrophon dicht an einen Plastikeimer und sprechen in eine lange Röhre aus Pappe, deren Ende wir in den Eimer halten.
Telefonstimme: Nahe am Mikrophon sprechen wir mit zugehaltener Nase in einen leeren Joghurtbecher.
Weitere Anregungen findet man in Büchern über Hörspielproduktionen.
Wenn die Kinder erst einmal entdeckt haben, wie viel Spaß es macht, Kassetten selbst zu gestalten, werden sie auch in der Freispielzeit immer wieder an neuen Ideen arbeiten, neue Geräusche ausprobieren, eigene Geschichten erfinden oder eine Werbesendung selbst gestalten. Wir sollten den Kindern lediglich Anregungen geben und solche, die von ihnen selbst kommen, unterstützen.
CD’s als Ergänzung unserer Kassettenaufnahmen und als Anregung für eigene Produktionen:
Hier gibt es inzwischen über das bekannte Märchen von Peter und dem Wolf hinaus zahlreiche Anregungen, wie Stimmungen in Musik umgesetzt werden können und welche Instrumente sich für unterschiedliche Stimmungen eignen. Mit Gläsern können wir Musik machen, verschiedene Instrumente aus dem Kindergarten als Hintergrundgeräusche einsetzen oder auch eine Passage einer CD einspielen, um unsere Kassettenproduktion professioneller zu gestalten. CD’s können uns anregen, Geräuschspaziergänge zu unternehmen, um wirklichen Naturgeräuschen nachzuhören, Geräusche in Bahnhöfen oder am Ufer eines Flusses aufzunehmen oder Verkehrsgeräusche unterscheiden zu lernen. Durch das Aufnehmen von Hörgeräuschen lernen die Kinder, viele Stimmen und Töne besser zu unterscheiden und sich auch auf Nebengeräusche zu konzentrieren.
Kinderfilme und ihre kreativen Möglichkeiten
Ein Kindergarten, in dem es ein Videogerät und einen Fernseher gibt, bietet die Möglichkeit, gemeinsam gute Kinderfilme anzusehen. Der gute Kinderfilm beschäftigt sich mit Themen, die für die Kinder wichtig sind, über die sie sprechen möchten, die ihnen Hilfen und Orientierung bieten.
Wie Bilderbücher können auch einmal Filme eingesetzt werden. Durch den Wechsel von Spannung und Entspannung, durch das Unterstützen der Handlung durch Geräusche und Rückblenden ist dies ein Medium, das den Kindern durch die Fernsehsendungen zu Hause bekannt ist und bei Kindern oft beliebter als ein Bilderbuch ist. Märchenfilme oder Puppentrickfilme können den Alltag des Kindergartens bereichern. Aber auch Sachthemen werden im Film den Kindern oft besser vermittelt, als dies ein Gespräch im Stuhlkreis tun könnte.
Sprechen wir über das Leben der Tiere im Winter, ist ein entsprechender Film sinnvoll, der Hintergrundinformationen bietet. Aber auch ein Film, der von der Erzieherin zu bestimmten Themen aufgenommen wurde, ist für den Einsatz im Kindergarten sinnvoll. Bei Kreisbildstellen kann man sich „richtige“ Filme ausleihen, was für die Kinder ein zusätzliches Erlebnis bedeutet.
Allein das Aufbauen der Leinwand und des Filmprojektors ist schon spannend. Und was man im Videogerät nicht sieht, das wird bei der Filmspule sichtbar. Einen Film rückwärts zu betrachten ist manchmal ein besonderer Spaß, den die Technik der Videokassetten nicht zu leisten vermag.
Welche kreativen Möglichkeiten werden aber durch das Filmerleben angeregt?
Malen:
Jedes Kind malt, was ihm am besten gefallen hat. Danach erzählen die Kinder, was auf ihrer Zeichnung zu sehen ist.
Filmfiguren selber machen:
Aus Fimo oder Salzteig werden die Filmfiguren nachgearbeitet. Mit diesen kann man einzelne Szenen nachspielen.
Kochen:
Wenn der Film Menschen aus anderen Kulturen zeigt, so kann man die dortigen Gerichte nachkochen.
Ergänzen durch Bilderbücher, Sachbücher und Lexikas:
Themen des Filmes sind auch in Bilderbüchern oder Sachbüchern enthalten. Wir nehmen diese zur Ergänzung des Gesehenen heran.
Bilderbuch gestalten:
Das Thema des Filmes kann dazu benützt werden, ein Bilderbuch herzustellen. Es kann aber auch als Anregung dienen, daraus z.B. eine Hörspielproduktion zu machen oder die Geräusche des Filmes nachzuspielen.
Fernseh- und Filmfiguren als Handpuppen:
Mit den Kindern können wir auf einfache Weise Handpuppen anfertigen, die die Hauptfigur der Filmhandlung bildet. So sind die Maus (aus der Sendung mit der Maus), der Rabe oder eine Zwergenfigur mit Restmaterialien von Stoffen, Pappe, Leder- und Garnresten leicht nachzubilden.
Rollenspiele:
Viele Filme eignen sich auch zum Nachspielen in der Freispielzeit. Dafür müssen wir geeignete Verkleidungsmaterialien zur Verfügung stellen.
Turn- und Bewegungsspiele:
Die im Film gesehenen Tiere bewegen sich auf eine andere Art und Weise fort, als Menschen dies tun. Wir spielen im Turnraum die verschiedenen Tiere nach oder spielen beim Besuch des Schwimmbades einmal Delfine oder Wassertiere.
Zusammenarbeit mit den Eltern
Medienbezogene Elterninformationen erweisen sich in vielen Einrichtungen als besonders schwierig. Sind doch vor allem engagierte und pädagogisch vorgebildete Eltern der Meinung, dass die Kinder schon zu viel fernsehen und durch brutale Fernsehsendungen aggressiv werden, so dass sie nicht noch durch den Kindergarten zu weiterem Fernsehkonsum angeregt werden sollten. Gerade deshalb bedarf es einer kontinuierlichen Elterninformation, was der Kindergarten in Bezug auf die neuen Medien vorhat und dass es in erster Linie darum geht, den Kindern Alternativen zu Fernsehserien aufzuzeigen, die Kindern Angst machen oder ihnen falsche Identifikationsfiguren anbieten. Dass Kinder alles, was sie sehen, im Kindergarten kreativ verarbeiten können, sollte den Eltern einleuchten.
Eltern können aber auch in die konkreten Projekte einbezogen werden. So können sie sich selbst ein Bild von den Auswahlkriterien der Kinderfilme und Computerspiele machen. Gemeinsam mit den Erzieherinnen können auch verschiedene Computerspiele und Filme in Elternabenden angeschaut werden und dann entsprechend den pädagogischen Zielen einige ausgesucht werden. Ein Elternteil kann sich für eine Kassettenproduktion zur Verfügung stellen, ein anderer wird vielleicht einen eigenen Videofilm im Kindergarten mit den Kindern drehen, ein Großvater oder eine Großmutter führen ein Computerspiel ein…
Die Fachkompetenzen in der Elternschaft können von den Erzieherinnen genutzt werden, um zum einen die Eltern in ihre Konzeption über die Mediennutzung einzubeziehen und zum anderen deren Kenntnisse für alle nutzbringend zu verwenden. Für die Erzieherinnen bleiben noch viele pädagogische kreative Möglichkeiten.
Die Elterninformationen bieten gleichzeitig die Chance, mit den Eltern über die Fernsehgewohnheiten zu sprechen und abzuklären, welche Medienerfahrungen den Kindern im Elternhaus ermöglicht werden und welche Kinder besondere Förderung bedürfen. Wir können die Welt der Medien nicht mehr aus unseren Einrichtungen aussperren. Dadurch würden wir eine Bildungsmöglichkeit ungenutzt lassen, die vor allem Kinder aus Nur-Fernseh-konsumierenden Familien zu einseitiger Mediennutzung bestimmt. Alle Medien, ob es sich dabei um Bilderbücher, Fachliteratur, Kassettenrecorder, Videospiele oder Filme handelt, beinhalten auch Bildungsmöglichkeiten und eine kreative Verarbeitung der dort gegebenen Informationen. Dass die Mediennutzung ganzheitlich eingesetzt wird, dafür müssen die Erzieherinnen in den Einrichtungen Sorge tragen.
Kopf, Herz und Hand müssen auch beim Mediengebrauch zusammenspielen, um die notwendige Verarbeitung zu garantieren. Dabei sollte man lieber mit weniger anfangen, als alle neuen Medien in die Arbeit einzubeziehen. Der Kassettenrecorder könnte eine erste Möglichkeit bieten, eine Mutter mit einer Videokamera oder ein Vater, der seinen alten Fotoapparat zur Verfügung stellt, könnten für weitere Möglichkeiten sorgen.
In jedem Fall müssen sich aber Erzieherinnen zunächst selbst mit den neuen Medien auseinandersetzen, diese ausprobieren, sich Informationen verschaffen, Fortbildungen wahrnehmen und erst, wenn sie selbst positive und kreative Möglichkeiten sehen, diese den Eltern unterbreiten. Gemeinsam mit den Eltern können sie dann die Kinder pädagogisch sinnvoll in die Medienwelt begleiten, anstatt es den Kindern zu überlassen, mit welchen Medien sie auf welche Weise in Berührung kommen und welche Medienerfahrungen sie in ihr Selbstkonzept aufnehmen.
Pädagogisch verantwortlich handeln heißt, alle Erfahrungen, die die Kinder in ihrem Alltag machen, auch in den Kindertageseinrichtungen zu thematisieren. Und dazu gehört, dass Erzieher/nnen ihre eigenen Vorurteile überdenken, sich für neue Gedanken öffnen, sich auch neue Kompetenzen aneignen, um die Kinder adäquat begleiten zu können.
Medienpädagogik, Medienkompetenz, Medienökologie
Medienpädagogik ist nichts anderes als ein pädagogischer Einsatz von Medien. Dabei ist eine reflektierte Anwendung verschiedener Medien sinnvoll. Alle zur Verfügung stehenden Medien sollten auf ihre Möglichkeiten überprüft und entsprechend den pädagogischen Zielen eingesetzt werden können.
Wenn Kinder sprachlich gefördert werden sollen, so sind Medien, die die Sprache als Hauptaspekt beeinhalten, auszuwählen. Dazu gehören gute Bilderbücher, Reimbücher, Liedertexte und Hörkassetten. Auch CD’s sind teilweise sehr gut geeignet.
Für Themen, die die Kinder besonders beschäftigen, ist ein Einsatz unterschiedlicher Medien denkbar. Ein Kinderfilm ist ebenso möglich wie das Sachbuch oder ein Lexikon. Zur Unterstützung von Informationen sind auch Besuche vor Ort notwendig, die wir mit dem Kassettenrecorder begleiten können (z.B. ein Besuch auf dem Jahrmarkt, auf dem Bahnhof). Ein Waldspaziergang kann mit Hilfe eines Computerprogramms über die Tiere des Waldes ergänzt werden.
Konzentrationsübungen sind möglich, wenn wir uns eine Geschichte ausdenken, die wir mit Hilfe von selbst fotografierten Bildern erfinden. Auch die Sprachkompetenz kommt dabei zu ihrem Recht.
Bewegungsübungen mit Hilfe einer Musik-CD machen besonders Spaß.
Die Tageszeitung kann ein Medium sein, mit deren Hilfe Kinder politische Verantwortung für ihre Umwelt lernen können. Sie kann auch als Information über Begebenheiten in der näheren Umgebung eingesetzt werden. Wenn Kinder die dort schriftlich festgehaltenen Ereignisse in Bilder kleiden, können wir täglich eine aktuelle Wandzeitung für die Einrichtung erstellen.
Welches Medium wir wann einsetzen, das muss pädagogisch bedacht und ausgewählt werden. Medienkompetenz wird zunehmend wichtiger. Kinder müssen früh lernen, sich in den heutigen Medienwelten angemessen bewegen zu können und ihre Handlungen dementsprechend zu planen. Medienkompetenz geht weit über den Erwerb technischer Fähigkeiten hinaus, sie beinhaltet die Entwicklung eines Bewußtseins von Chancen und Gefahren, die in der Medienwelt enthalten sind.
Medienökologie meint, eine Balance zu finden zwischen den Möglichkeiten der modernen Techniken und den Werten, die für das Überleben der Menschheit und der Individuen nötig sind. Die ganzheitliche Sichtweise, in der der Mensch im Mittelpunkt steht und die Möglichkeiten der modernen Technik zu seinem eigenen und zum Wohl der Mitmenschen nützt, muss auch in Bezug auf den Mediengebrauch erlernt werden – je früher, desto besser.
Wichtige Adressen zu medienpädagogischen Fragen
In dem Buch von Sylvia Näger „Kreative Medienerziehung im Kindergarten“ (Freiburg: Herder 1992) befindet sich eine umfangreiche Adressenliste aus allen Bundesländern.
Alle Bildstellen und Landesbildstellen haben Infomaterial vorrätig und können Beratungen vor Ort durchführen. Es gibt in jeder größeren Stadt solche Einrichtungen. Erkundigen Sie sich bei Ihrer Gemeinde, eventuell auch Ihrer Kirchengemeinde, welche Möglichkeiten vor Ort existieren!
Sie können auch bei Bibliotheken, Kinderkulturzentren, Medienzentralen, Vereinen für Medienarbeit, Pädagogischen Hochschulen, der Aktion Jugendschutz u.a. nachfragen.
Arbeitsgemeinschaft Jugendliteratur und Medien der GEW, www.ajum.de
Bundeszentrale für politische Bildung: Referat Medienpädagogik und Neue Medien, Postfach 2325, 53013 Bonn (Hier erhalten Sie eine ganze Reihe von kostenlosen Materialien – Sie müssen nur das Porto zahlen)
Südwestrundfunk Medienforschung, Hans-Bredow-Straße, 76530 Baden-Baden
Einkaufszentrale für Bibliotheken (ekz), Av-Medien, Postfach 1542, 72764 Reutlingen
Bundesverband Jugend und Film e.V. (BJF), Kennedyalleee 105a, 60596 Frankfurt am Main
Landesfilmdienst Bayern e.V., Dietlindenstr. 18,80750 München
Evangelische Medienzentralen (EMZ), Hummelsteiner Weg 100, 90459 Nürnberg
AV-Medienzentralen, Katholische Medienzentralen (KMZ), Kappelberg 1, 86150 Augsburg
Institut für Jugend, Film, Fernsehen e.V., Pfälzer Wald Str. 64, 81539 München
Staatsinstitut für Frühpädagogik (IFP), Winzererstr. 9, 80797 München
Aktion Jugendschutz, Landesarbeitsstelle Bayern e.V., Fasaneriestr. 17, 80636 München
Verein für Soziale Medienarbeit e.V., Belfortstraße 55, 79098 Freiburg
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